Glaubst Du bis in Dein Innerstes an das, was Du anderen lehrst?
Bist Du selber laufend am üben um Dich weiter zu entwickeln, oder lehrst Du nur noch?
Als Lehrer oder Instruktor fordere ich meine Teilnehmer und Schüler immer auf, alles zu hinterfragen. Bei Lehrgängen, bei denen ich selber Teilnehmer bin, bin ich für alle Techniken offen, hinterfrage sie jedoch auch, um festzustellen, ob die einzelne Technik nur auf der Matte funktioniert oder auch draußen im Ernstfall.
Mit meinem begrenzten Wissen sehe ich immer viele Menschen, denen Bewegungen gelehrt werden, welche für sich selbst selbstverletzend sein können, für die Selbstverteidigung wertlos sind oder oft nicht durch Erfahrungen oder Forschung abgesichert sind.
Bei den folgenden Antworten auf Fragen kannst Du dich nicht darauf verlassen, dass das Gezeigte der Realität standhält:
"Weil es Tradition ist..."
"Weil das so ist..."
"Weil man das seit tausende von Jahren so macht..."
Techniken, die vor hunderten von Jahren bei den Samurai funktioniert haben, müssen dies heute nicht mehr.
Wenn die Antwort auf eine Schülerfrage nicht beantwortet werden kann, lasse Dein Ego hinter dir und frage lieber jemanden, der die Frage beantworten kann, bevor Du die Technik lehrst.
Schüler und Teilnehmer müssen sich langsam, und in ihrer eigenen Lernweise entwickeln. Der Lehrer kann dann beurteilen, ob der Schüler sich in die richtige Richtung vorwärts bewegt. Jeder muss seinen eigenen Stil finden, da nicht jede Technik für jeden Schüler geeignet ist.
Sobald der Schüler für das System ein gewisses Verständnis entwickelt hat (das kann manchmal Jahre dauern und sollte ohne Eile geschehen), kann man das Verständnis vertiefen.
Im Westen haben wir das Verständnis, von Qualifikationen geregelt zu werden, die ohne dich und deinen Namen auf dem Papier völlig wertlos sind. Aber haben Kampfkünstler, die 30 Jahre Kampfsporterfahrung haben, auch Qualifikationen? Die meisten von ihnen waren immer noch der Schüler von irgend einem Meister (die oftmals gar nicht möchten, dass man über den Tellerrand hinaus schaut) und oft in einem System von Jahressichtmarken verfangen.
Ich sehe solche Anfänge nur als Startblock und einen Kontrollpunkt auf einer sehr langen Reise der eigenen Kampfkunstgeschichte.
Nur wenn man genügend oft über den Tellerrand hinausschaut, und sich von anderen Tellern mit seinen Köstlichkeiten bedienen kann, gelangt man irgendwann an den zufriedenen Punkt seines ureigensten Stils.
Ich habe Glück gehabt, bei einigen guten Lehrern mit Qualifikationen am Ende, in die Lehre gehen zu dürfen, ohne, dass mich einer von ihnen am Besuch fremder Lehrgänge gehindert hätte.
Eine Qualifikation am Ende sollte der Bonus sein, nicht das Ziel!
Kennst Du auch Menschen, die voller Enthusiasmus in ihrer Kampfsportart sind, aber kaum zu Trainingseinheiten kommen, bzw. selber kaum üben? "Sie hätten wenig Zeit"... "andere Dinge haben Vorrang".... oder was noch so alles an Ausreden zu hören ist.
Nur wer jedoch als Lehrender voll hinter seiner Sache steht, übt auch selber, was er lehrt, denn die Echtheit unserer Aussagen ist immer wichtig für uns und unsere Schüler. Andernfalls betrügen wir uns selbst.
Bei Meistern, die voll und ganz in dem aufgehen, was sie machen, es selber üben und dies auch zeigen, kannst Du dich gut aufgehoben fühlen.
In einer Welt, die zwischenzeitlich voller "ich muss mich qualifizieren" ist, haben wir begonnen, die echten Lehrer zu vergessen und verstehen nicht mehr ihren wahren Wert.
Wenn Dinge leicht gelernt werden können, dann sind sie genauso leicht auch wieder vergessen. Echte Ergebnisse benötigen Zeit und eine Lernphase. Genauso ist es auch im Bereich des Erlernens von Nervendruckpunkten. Natürlich lernt man am Anfang viele schmerzhafte Punkte. Doch es muss einem auch die Zeit gegeben werden, diese innerlich zu verankern, zu verstehen und blind anwenden zu können.
Ein guter Lehrer ist deshalb jemand, der Dir nicht nur die Punkte in der Anwendung zeigt, sondern dir auch versucht, das Verständnis für die einzelnen Reaktionen zu übermitteln, und dir Zeit gibt, das einzigartige Ganze zu sehen und Zeit dafür zu haben, dich zu entwickeln.
Ganz lieben Dank
Kelly Sach
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